Tangrintler Gwax

Kräuterkunde: Sabine Rosner referiert über den Salbei

Der Salbei, lateinisch Salvia officinalis, gehört zur Familie der Lippenblütler wie Rosmarin, Melisse, Lavendel, Pfefferminze, Ysop oder Gundermann. Sein Name kommt vom  lateinischen „salvare“ = heilen oder „salvere“ = gesund sein und zeigt, dass diese Pflanze schon immer eine hohe Wertschätzung als Heilpflanze genoss. Auch der volkstümliche Name „Heil aller Welt“ zeugt davon oder ein altes lateinisches Sprichwort: „Warum stirbt überhaupt ein Mensch, solange noch Salbei im Garten wächst“ (Cur moriatur homo cui Salvia crescit in horto?)

Der Salbei liebt trockene, durchlässige, leicht kalkhaltige Böden. Er wird bis zu 60 cm hoch und ist winterhart. Die gegenständig angeordneten, länglich elliptischen, grünlichgrauen
Blätter sind auf der Unterseite filzig behaart, um sich vor der Sonne zu schützen. An der Blattunterseite befinden sich auch die Öldrüsen, die das ätherische, krautig-frisch-würzig  duftende Öl enthalten. Der verholzende Halbstrauch bringt von Juni bis August blau-lila Blüten an quirligen Scheinähren hervor. Als Tee oder zur Herstellung von Tinkturen werden die frischen Blätter gesammelt. Man kann von Juni bis Oktober ernten, die beste Erntezeit für die Blätter ist allerdings zu Beginn der Blütezeit am besten nachmittags, da dann der Gehalt an ätherischen Ölen am höchsten ist. 

Salbei enthält ein eigenartig disharmonisch duftendes ätherisches Öl, dessen Hauptbestandteile Thujon, Campher, Cineol und Limonen sind. Daneben enthält er auch Bitterstoffe, Gerbstoffe, Polyphenole und Flavonoide.

Salbei ist für seine entzündungshemmende, adstringierende, virus-, pilz- und bakteriensowie schweißhemmende Wirkung bekannt. Neuere Forschungen belegen auch eine  entkrampfende Wirkung auf die Darmmuskulatur, eine leicht östrogenartige Wirkung auf den weiblichen Zyklus sowie eine cholesterin- und triglyceridsenkende Wirkung. Die im Salbei enthaltenen Polyphenole können freie Radikale neutralisieren und wirken antioxidativ, andere Bestandteile verbessern die Gedächtnisleistung, Aufmerksamkeit und
Stimmung oder haben angstlösende Wirkung wie die Rosmarinsäure.

Medizinische Verwendung findet der Salbei bei Erkältungskrankheiten, Halsschmerzen, Mund- und Rachenentzündungen, Aphten, Mundsoor, Lippenherpes, bei Hitzewallungen in den Wechseljahren, psychosomatisch bedingter übermäßiger Schweißbildung und Zahnfleischproblemen. Auch auf den Verdauungstrakt hat Salbei positive Wirkungen und wird bei
Magenschleimhautentzündungen, Blähungen, Entzündungen der Darmschleimhaut, Durchfall und Pilzinfektionen des Verdauungstraktes nach Antibiotikabehandlungen eingesetzt. Auch zum Abstillen kann man ihn gut verwenden, da er die Milchbildung reduziert.

Auf seelischer Ebene ist Salbei etwas für Menschen, die durch Bequemlichkeit  und übertriebenes Harmonieverlangen zu viel an sich heranlassen und sich zu wenig abgrenzen. Sie schlucken zu viel, stecken sich durch mangelnde Abgrenzung zu leicht an und setzen ihre eigenen Anliegen zu wenig durch. Sie werden dadurch oft bedrückt, gleichgültig, träge und abgestumpft. Salbei fördert wieder die Bereitschaft zur Eigeninitiative und Problembewältigung und wirkt wohltuend und ausgleichend für den Seelenfrieden. Salbei hemmt wie erwähnt die Schweißproduktion und ist deshalb eine hilfreiche Pflanze in den Wechseljahren. Er stärkt das Yin, das Weibliche, das Empfangende, das mit Nachlassen der  Hormonproduktion schwindet. Wenn mit Einsetzen der Wechseljahre die Empfänglichkeit für Kinder schwindet, lässt der Salbei nach Innen blicken und macht empfänglich für
neue Ideen und Betätigungsfelder und lässt dadurch den Yang-Überschuss, das Schwitzen, zurück gehen.

Salbei, vor allem der weiße Salbei, ist eine wichtige Pflanze bei Räucherzeremonien. Er wird verwendet, um Bakterien und böse Geister zu vertreiben und wird zur Reinigung von Räumen und Krankenzimmern verwendet. Schwangere sollten keine alkoholischen Salbeiextrakte zu sich nehmen, da diese Thujon enthalten und dadurch Wehen ausgelöst werden könnten. Auch Epileptiker sollten auf alkoholische Salbeiextrakte verzichten, da auch hier die Krampfbereitschaft erhöht wird.

In der Küche ist der Salbei sehr beliebt. Unsere Großmütter legten auf die Marmelade, bevor sie das Gefäß verschlossen, ein Salbeiblatt, um Schimmelbildung zu verhindern. Beim Kochen ist es besser Salbei allein als Gewürz zu verwenden, da er andere Gewürze durch seinen starken Geruch unterdrückt. Salbei wird vor allem für Fleisch- und Fischgerichte  verwendet, am bekanntesten ist hier sicherlich die Saltimbocca Romana. Dazu werden kleine Kalbsschnitzel flach geklopft und gesalzen und mit einer Scheibe Parmaschinken und einem Salbeiblatt belegt. Man kann sie einrollen oder so in Mehl gewendet mit Butter kurz anbraten und dann mit Weißwein abgelöscht zu Ende garen.

Ob bei Erkrankungen oder in der Küche, Salbei ist unverzichtbar und sollte in keinem Garten fehlen und weiterhin die hohe Wertschätzung genießen, die er schon bei unseren Vorfahren besaß.