Gierschtee 2 Esslöffel zerkleinerte Blätter mit ¼ l kochendem Wasser übergießen, 5 Minuten ziehen lassen, dann abgießen, 3 Tassen täglich trinken Petersilie. Aus ihnen bilden sich kümmelar- tige Samen, die auch nach Kümmel duften. Durch ein Heer von weißen, unterirdischen Ausläufern breitet sich der Giersch aus und ist oft nur dadurch im Zaum zu halten, dass man ihn statt auszugraben einfach aufisst. Der Giersch besteht zu 90 % aus Wasser, ent- hält viel Vitamin C, Provitamin A, Mineral- stoffe wie Eisen, Kalium, Calcium, Mangan, Kupfer und Zink und etwas ätherisches Öl. Wir können ihn das ganze Jahr über sam- meln und ihn im Topf über mehrere Tage im Kühlschrank aufbewahren oder ihn in Strei- fen geschnitten auch einfrieren. Verwendet wird das oberirdische Kraut, auch Blüten und Samen. Der Giersch beschützt uns vor uns selbst, vor unserer Gier, vor unserem unstillbaren Verlangen nach mehr... Sabine Rosner Verwechslungsmöglichkeiten bestehen mit dem Schwarzen Holunder, der Engelwurz oder dem gefleckten Schierling. Ersterer hat keine dreigeteilten sondern fünfgeteilte Blät- ter, keine weißen unterirdischen Ausläufer, und seine Blätter riechen beim Zerreiben nicht nach Möhren sondern eher streng. Die Engelwurz hat ebenfalls keine weißen unterirdischen Ausläufer und dunkelviolette Rinde am Ansatz auf der Unterseite des Blat- tes. Der gefleckte Schierling ist meist zwei Meter hoch, hat einen rotgefleckten Stängel und riecht nach Mäuseurin. Man kann einen Tee aus den frischen Blät- tern bereiten, frisch gepressten Saft aus den jungen Trieben herstellen, junge Blätter im Salat oder in Aufläufen oder Nudelgerich- ten wie Spinat verwenden oder ältere Blät- ter und Samen getrocknet als Gewürz über die Speisen geben. Der Giersch ist auch einer der wichtigs- ten Bestandteile der Neunkräuter- oder Gründonnerstagssuppe und kann in jedem k c o t S e b o d A , a r e x m u i l : d l i B Gericht in großer Menge eingesetzt werden. Er steht uns kostenlos in großer Menge und in Bioqualität zur Verfügung und wird auch nicht von den Schnecken gefressen. Giersch wirkt schweißtreibend, entgiftend, harntreibend, appetitanregend, blutstillend, entzündungshemmend, antirheumatisch und senkt die Harnsäure. Er ist in der Lage Harnsäurekristalle zu lösen und regt über ihren hohen Kaliumgehalt die Nieren an, Säuren auszuscheiden. Dadurch kann man Giersch vorbeugend und unterstützend bei Gicht und rheumatischen Erkrankungen ein- setzen und äußerlich bei Insektenstichen und Verbrennungen. Vor allem Gelenkschmerzen in Fingern und Füßen sprechen gut auf Giersch an, aber auch Ischiasschmerzen und entzünd- liche Erkrankungen der Atemwege. Früher waren schwere Gichtanfälle oft mit zucken- den Beinen verbunden, und auch heute wird der Giersch beim Restless-legs-Syndrom eingesetzt. Giersch hilft immer dann, wenn unser Körper durch Stress und Ernährung mit zu viel tieri- schen und zuckerhaltigen Produkten, Kaffee und Alkohol übersäuert ist. Säure ist aggres- siv, ungeduldig und ichbezogen. So hilft der Giersch den Menschen, die mit Ichbezogen- heit und der Neigung sich mit Gewalt durch- zusetzen und die Ellbogen einzusetzen. Aber auch Menschen, die Probleme haben, ihren Standpunkt selbstverständlich zu behaupten und leicht von anderen vertrieben werden. Mit seiner unbändigen Lebenskraft und sei- ner starken Verwurzelung gibt er ihnen Kraft, über allem gelassen zu stehen. Er eröffnet eine neue ungekannte Blickrich- tung und lässt erspüren, was wirklich wichtig ist im Leben – wie ein alter, weiser Mensch nach Jahrzehnten von Lebenserfahrung. Er findet zu seinem innersten Wesenskern und kann Groll über vergangene Ereignisse los- lassen. Der Giersch beschützt uns vor uns selbst, vor unserer Gier, vor unserem unstill- baren Verlangen nach mehr, das nur da ist, weil wir uns weigern, nach innen zu schauen, was unsere Seele will. Diese verdurstet und verhungert, während wir uns Mengen von Alkohol und ungesunden Lebensmitteln einverleiben. Durch seine Dreiheit scheint er auszudrücken, dass es zwischen Völlerei und Askese noch einen dritten Weg gibt, den man durch Sanftheit finden kann. Diese Sanftheit legt sich auf den Groll und beru- higt, wenn man abweisend, wütend und unwirsch ist. Er nimmt die Angst, die hinter dem Groll steht, die Angst zu kurz zu kom- men und nicht genährt zu werden. Er sagt: Gier „schschsch…“, sei still. Kräuterlimonade Ein Kräutersträußchen aus 10 Blättern Giersch, je 5 Stängelchen Zitronenme- lisse und Pfefferminze und einen Zweig Gundermann binden. Das Sträußchen waschen und in einen Krug mit 1 Liter Apfelsaft und dem Saft einer Zitrone hängen. Nach 2-3 Stunden das Sträußchen kräftig ausdrücken, herausnehmen und nach Belieben mit Mineralwasser auffüllen. FRÜHLINGSAUSGABE 59